Den Literarischen Geheimnissen von Hartford auf der Spur

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von Conrad - 06 February 2020

Hartford nennt sich selbst auch die „Welthauptstadt der Versicherungsbranche”. Das liegt daran, dass das Stadtbild der Hauptstadt des US-Bundesstaates Connecticut stark von den vielen modernen Versicherungsgebäuden geprägt wird. Was viele jedoch nicht über die Stadt am Connecticut River wissen, ist die Tatsache, dass sie eine der geschichtsträchtigsten von ganz Neuengland ist, in der die Literatur einen sehr hohen Stellenwert hat. Entdecken Sie das reichhaltige Literaturerbe persönlich und gehen Sie in Hartford auf Erkundungstour.

Das Mark Twain House

Von 1874 bis 1891 lebte Samuel Langhorne Clemens, der den meisten Menschen heute unter seinem Pseudonym Mark Twain bekannt ist, in diesem neugotischen Haus in der Farmington Avenue. Während dieser Zeit schrieb Twain, der mit Abenteuerromanen wie „Tom Sawyer” und „Huckleberry Finn” Weltruhm erlangte, viele seiner erfolgreichsten Werke.

Twain ließ das Haus von dem Architekten Edward Tuckerman Potter entwerfen. Der Bau sollte sich radikal von den damals oftmals kastenförmigen Wohnhäusern der Gegend unterscheiden. Versehen mit drei Türmen, einer asymmetrisch angelegten Fassade, Giebeln und einem Gesims aus Holz, einem steilen Dach und schwarzen und zinnoberroten Ziegeln springt der Bau sofort ins Auge.

Im Inneren des heutigen Museums gibt es 19 exotisch eingerichtete Räume zu entdecken, in denen Sie mehr über das faszinierende Leben des Schriftstellers erfahren können. Erkunden Sie unter anderem die Bibliothek, das Esszimmer, das Texas Deck und das Zimmer des Butlers George Griffin. Auf dem Gelände gibt es zudem noch ein Besucherzentrum, in dem sich nicht nur spannende Ausstellungen, sondern auch das Nook Farm Café, in dem allerhand Leckereien aus der Region angeboten werden, befinden.

 

Das Harriet Beecher Stowe Center

Das Harriet Beecher Stowe Center in der Forest Street befindet sich in unmittelbarer Nähe vom Mark Twain House. Harriet Beecher Stowes berühmtestes Werk ist „Onkel Toms Hütte” (1852). Das Buch erzählt von den Schicksalen einiger afroamerikanischer Sklaven in den USA in den 1840er-Jahren.

Das 460 Quadratmeter große Haus der Schriftstellerin und erklärten Gegnerin der Sklaverei steht mit seinem grauen Stein und seiner symmetrischen Fassade im starken Kontrast zum extravaganten Bau von Mark Twain. Wenn Sie das Center besuchen, erwartet Sie kein traditionelles Haus-Museum, denn die interaktiven Führungen laden zu Diskussionen an.

Natürlich lernen Sie hier auch mehr über die Hintergründe, die Stowe dazu verleiteten, „Onkel Toms Hütte” zu schreiben, kennen. Erfahren Sie mehr über ihre Kindheit, ihre Reisen, ihre Ehe, ihre Familie und natürlich ihren Mut.

Gleichzeitig werden auch soziale Probleme – sowohl aus der Vergangenheit als auch aus der Gegenwart – näher beleuchtet. Dabei werden Themen wie die Sklaverei und die gesellschaftliche Rolle der Frau aufgegriffen. Rassismus, Masseninhaftierung, Immigration und gleiche Bezahlung sind nur einige der Aspekte, mit denen sich das Museum intensiv beschäftigt.

Der Wallace Stevens Walk

Wallace Stevens ist vielleicht nicht so berühmt wie Mark Twain oder Harriet Beecher Stowe, doch der amerikanische Lyriker war ebenfalls äußerst erfolgreich. Für seinen Lyrikband „Collected Poems” (1954) gewann er 1955 sogar den Pulitzer-Preis.

Da Stevens nie ein Auto besaß, legte er seinen über 3 km langen Arbeitsweg jeden Tag zu Fuß zurück. Diese Strecke können Sie heute auf dem Wallace Stevens Walk nachlaufen, um mehr über den Wortkünstler und sein Leben zu erfahren.

Stevens wurde 1879 in Reading, Pennsylvania geboren, doch lebte er fast 40 Jahre lang, bis zu seinem Tod im Jahre 1955, in Hartford, Connecticut. Er studierte Rechtswissenschaft an der Harvard University in Boston und an der New York Law School. Er schrieb eine kurze Zeit für den New York Tribune, zog sich dann jedoch mit seiner Frau in das ruhigere Hartford zurück.

Er ist bis heute als einer der größten Dichter der USA bekannt und er hat viele Nachfolger stark beeinflusst. Viele seiner Begriffe haben in der Literaturwissenschaft der Vereinigten Staaten einen sprichwörtlichen Charakter angenommen.

 

Seine Wahlheimat Hartford ist ebenfalls stark mit in seine Lyrik eingeflossen. Einer seiner Lieblingsorte in der Stadt war der Elizabeth Park. Der heute ca. 102 Hektar Stadtpark mit seinen Wiesen, seinem Rosengarten, seinem Teich und seinen vielen Gewächshäusern ist noch immer eine kleine Oase der Ruhe in der ansonsten sehr modernen Stadt. 

Hartford scheint literarische Größen wie Mark Twain, Harriet Beecher Stowe und Wallace Stevens wie magisch angezogen zu haben. Wer sich für amerikanische Literatur und Geschichte interessiert, der sollte sich einen Mietwagen in Hartford ausleihen, um die schöne Stadt und ihr literarisches Erbe kennenzulernen. Das Mark Twain House und das Harriet Beecher Stowe Center lassen Sie Einblicke in das Leben der beiden berühmten Schriftsteller gewinnen, während Sie auf den Spuren von Wallace Stevens mehr über den Lyriker und über Hartford selbst erfahren können.