Der Bundesstaat Michigan im Nordern der USA ist vor allem für Naturliebhaber zu jeder Jahreszeit einer der spektakulärsten. Vier der fünf großen Seen säumen den Staat, der durch das Wasser entzwei geteilt wird. Michigan kommt insgesamt auf 5.300 km Küste– das entspricht der Entfernung von Berlin zur nigerianischen Großstadt Lagos. Ein Mietwagen in Michigan ist daher ein Muss, um die besten Attraktionen bequem zu erkunden. Doch wohin soll es gehen?
Wir haben uns die Großen Seen für Sie einmal näher betrachtet (im Inland von Michigan gibt es noch rund 11.000 weitere Seen, sodass das Wasser nie weit entfernt ist).
Lake Superior
Wildnis verspricht der azurblaue Lake Superior, der sich an die Obere Halbinsel von Michigan anschmiegt. Wenn dazu die orangeroten Sandsteinklippen der Pictured Rocks kommen, ist allein schon das Farbschauspiel den Besuch wert. Die teils mehr als 70m aus dem See ragenden Felsen mit ihren Höhlen und und Felsnadeln laden dazu ein, mit Kajaks oder Kanus erkundet zu werden.
Weiche, fast menschenleere Strände, endlos scheinende Wälder und steile Küsten prägen die Keweenaw Peninsula, eine Halbinsel im Lake Superior. Im 19. Jahrhundert sind vor der Küste etliche Schiffe gesunken, die heute das Ziel von geführten Tauchgängen sind.
Wen es statt ins Wasser auf die Berge zieht, der kann ganz in der Nähe die Porcupine Mountains erklimmen. Fast unberührt ist die Natur im Isle Royale National Park inmitten des Sees, dem am wenigsten besuchten Nationalpark der USA, der in den Sommermonaten per Fähre zu erreichen ist. Elche, aber auch Wölfe und Wanderfalken sind auf der Insel heimisch. Ebenfalls sehenswert sind hier die Taqhamenon Wasserfälle, die ein Stückchen im Landesinneren liegen.
Lake Michigan
Weniger wild, aber genauso abwechlsungsreich geht es entlang des Lake Michigan im Südwesten zu. Auf 300 km finden Sie einen Sandstrand nach dem anderen. Allein in South Haven sind sieben Strände innerhalb des Stadtgebiets. Künstler aller Art zieht es seit Jahrzehnten in den von Dünen umgebenenen Küstenort Saugatuck. Der Name stammt aus der Sprache der Paugusett-Indianer und bedeuetet „Fluss, der herausfließt“.
Aus der alten Heimat stammt der Name einer anderen Stadt, die auf den ersten Blick kurios wirken mag. Holland feiert jedes Jahr im Frühling ein Tulpenfest, und eine Windmühle und Holzschuhe gehören hier ebenfalls dazu. Da es in Michigan deutlich kälter wird als in den Niederlanden, sind im Winter sogar die Fußwege geheizt.
Baden, fischen, Kanu fahren und wandern bieten sich rund um das Nordufer des Lake Michigan im Palms Book State Park, Hiawatha National Forest und Lake Superior State Forest an. Die bis zu 140m hohen Sanddünen im Naturschutzgebiet Sleeping Bear Dunes sind ein weiterer Höhepunkt.
Lake Huron
Mitten im Huron-See verläuft die Grenze mit Kanada. Einst von Ureinwohnern und ab dem 16. Jahrhundert von Pelzhändlern, Abenteurern und Missionaren überquert, ist der Lake Huron von spannenden Geschichten umgeben.
Bei gutem Wetter lädt der fünftgrößte Frischwassersee der Welt zum Angeln, Segeln und Kajakfahren ein. Mehr als 1000 gesunkene Schiffe sollen auf dem Grund liegen, allein 200 in der Nähe der kleinen Stadt Alpena. Die unterseeischen historischen Stätten sind durch das Thunder Bay National Marine Sanctuary geschützt, können aber von Tauchern, Schnorchlern und Kajakfahrern besucht werden. An Land wird im Great Lakes Maritime Heritage Center und in den fürs Publikum geöffneten Leuchttürmen an die maritime Geschichte erinnert.
Die Großen Seen sind spätestens seit dem späten 19. Jahrhundert auch ein Erholungsgebiet für wohlhabendere Amerikaner. Im viktorianischen Urlaubsresort Mackinac Island werden Besucher auf eine Zeitreise zwischen dem 19. und 21. Jahrhundert genommen.
Lake Erie
Der Lake Erie grenzt in der Nähe von Detroit an Michigan, und auch wenn der Großteil des Sees auf kanadischer Seite liegt, ist er im amerikanischen Teil einen Besuch wert. Der deutsche Dichter Theodor Fontane hat den See in seiner Ballade „John Maynard“ verewigt.
Vor allem im Sommer ziehen die Großen Seen mit Wassersport aller Art Besucher an, aber sie sind auch zum Rest des Jahres ein lohnendes Urlaubsziel. Auf die 25 bis 30° warmen Monate im Juli und August folgt ein Indian Summer im Herbst, in dem sich die Bäume in den schier endlosen Wäldern des Staates in flammenden Rot- und Goldtönen verfärben.
Die Winter sind lang und kalt – so kalt, dass die Seen zum Großteil frieren. Schlittschuhfahren, Rodeln, Skilaufen und mit einem Motorschlitten über die eisigen Flächen flitzen gehört hier zum Alltag in der dunklen Jahreszeit.
Wenn Ihnen nach so viel Abenteuer im Freien nach einem Großstadtbesuch zumute ist, werden Sie von der als Automobilstadt bekannten Metropole Detroit nicht enttäuscht sein. Seit der Bankenkrise 2008 hat sich die Stadt neu entdeckt - mit kreativen Start-Ups, die Künstler aller Richtungen angelockt haben, und vor allem durch neue Ideen für alte Einrichtungen.
Aus verwaisten Grundstücken sind Parks und Gemeinschaftsgärten geworden, Graffiti schmückt Hauswände, und überall sind Galerien, Museen und Studios zu entdecken. Hinzu kommen Restaurants, die ihre kosmopolitische Herkunft feiern. Ganz in der Nähe lockt wieder die Wildnis.
