Ihr Reiseführer für Bari

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von Hertz - 21 September 2018

Sanfte grüne Hügel, das blaue Wasser der Adria, feine Sandstrände, mittelalterliche Kapellen und orientalisch anmutende Häuser. Die Provinzhauptstadt Bari sowie das gesamte Apulien sind längst ein Geheimtipp unter Italienkennern. In den unteren Absatz des Stiefels gepackt ist eine Vielfalt, die ihresgleichen sucht.

Der fruchtbare Landstrich ist schon seit frühester Zeit von Menschen besiedelt. Bari selbst ist eine Mischung aus den verschiedenen Kulturen, die sich hier abgewechselt haben. Hinzu kommt ein schöner Stadtstrand, ein Jazzfestival mit hochkarätiger Besetzung aus aller Welt, eine bezaubernde Altstadt und ungezählte attraktive Ausflugsorte in geringer Entfernung.

Geschichte und Architektur




Die ersten Menschen haben sich schon in vorgeschichtlichen Zeiten in Apulien niedergelassen. In Bari gibt es Siedlungsspuren, die aus der mittleren Bronzezeit (ca. 1700-1350 vor Christus) stammen. Eintausend Jahre später wurde Bari von Griechen besiedelt, und unter den Römern erfolgte der Aufstieg zum municipium cum suffragio -  die Stadt durfte daraufhin eigene Münzen prägen und Gesetze erlassen. Von 476 bis 840 nach Christus gehörte Bari zu den Germanenreichen in Italien, und bereits im 4. Jahrhundert wurde hier ein Bistum eingerichtet, das bis ins heutige Erzbistum Bari-Bitonto weiterlebt.

Ruhig blieb es allerdings nie lange. Die Sarazenen eroberten nach den Germanen kurzfristig die Stadt und wollten ein islamisches Emirat grünen, wurden aber rasch von den Byzantinern verdrängt. 1002 wurde Bari erneut von den Sarazenen eingenommen, und wieder eroberte die byzantinische Armee die Stadt zurück. Bis 1071 hielten sie sich, ehe die Normannen den zu dieser Zeit letzten Besitz der Byzantiner in Italien eroberten.

Eine Blütezeit erlebte Bari unter Stauferkaiser Friedrich II., obwohl dieser nach seiner Rückkehr von seinem Kreuzzug nach 1229 die Stadttore versperrt vorfand. Dennoch baute er ein Kastell und gewährte Bari großzügige Handelsrechte, die der Stadt eine Vorrangstellung in Friedrichs Lieblingsprovinz Apulien einbrachten. Mit den Anjou folgten Jahrhunderte voller Machtkämpfen unter dem Adel, die Baris Rolle in der Region jedoch keinen Abbruch taten. Eine Neustadt kam trotzdem erst ab 1813 dazu, angeordnet von dem zum König von Neapel gekrönten Schwager Napoleons, Joahim Murat.

Das Ergebnis der wechselvollen Geschichte ist eine architektonische Schatzkammer. Die Altstadt ist von mittelalterlichen Mauern umgeben und beherbergt wunderschöne apulisch-romanische Gotteshäuser wie die Basilika San Nicola aus dem 11. Jahrhundert, eine der ersten normannischen Kirchen im Süden. 

Das von Friedrich II. stammende mittelalterliche Schloss Castello Svevo di Bari mit seiner quadratischen Geometrie im Inneren verbindet Romanik mit einem äußeren Gürtel aus der Renaissance. Aber auch gotische und barocke Gebäude spiegeln Baris Geschichte wieder und fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen, das nicht nur historisch interessierten Urlaubern das Herz höherschlagen lässt.

Die besten Sehenswürdigkeiten

In Bari führt kein Weg an der 1197 geweihten Basilika San Nicola vorbei. Die trutzige Kirche aus hellem Sandgestein, mit Blendbögen an der Fassade und einem auf zwei Ochsen gestützten Portalbogen, war als Tempel für die Gebeine des Heiligen Nikolaus gedacht. Die Überreste des frühchristlichen Märtyrers waren 100 Jahre zuvor von Bareser Seeleuten aus Myra entführt worden.




Nikolaus, Bischof von Myra, war Nothelfer, Schutzheiliger, Freund von Kindern und Seeleuten, und seines Todestages wird mit dem Nikolaustag am 6. Dezember gedacht. Seine Gebeine ruhen noch immer in der Krypta von San Nicola. Eine prächtige Bootprozession erinnert jedes Jahr am 8. Mai an die Überführung des Heiligen nach Bari.

Dem alten Schutzheiligen Baris ist die Cattedrale San Sabino gewidmet, die Ende des 12. Jahrhunderts nach dem Vorbild der Basilika gestaltet wurde. In späteren Jahrhunderten wurde die romanische Architektur barockisiert – Änderungen, die inzwischen rückgängig gemacht wurden.

Romanische Kirchenkunst und Gemälde von italienischen Meistern werden in der Pinacoteca im Palazzo der Provinzialverwaltung ausgestellt. Die reichhaltige Sammlung umfasst unter anderem Werke vom Mittelalter bis zu Malern des frühen 20. Jahrhunderts.

Das Teatro Petruzzelli ist eines der größten, wenn nicht das größte Privattheater Europas. Es wurde im Jahr 1903 eröffnet, fiel aber 1991 Brandstiftern zum Opfer und wurde vor etwa 10 Jahren liebevoll wiederaufgebaut. Zu den Künstlern, die hier auf der Bühne standen, zählen Legenden wie Tänzer Rudolf Nurejew, Opernstar Luciano Pavarotti und „Ol‘ Blue Eyes“ Frank Sinatra. Es lohnt sich also, rechtzeitig das Programm zu studieren und gegebenenfalls online Karten zu kaufen.

Auf eine Zeitreise durch die Jahrtausende geht es im Archäologischen Museum Santo Scolastica, in dem die diversen Schichten der Altstadt und Funde von der Bronzezeit bis in die Moderne konserviert sind. Neueste Technik trägt dazu bei, die Vergangenheit lebendig werden zu machen. Durch „Video-Mapping“ werden unter anderem Elemente einer byzantinischen Kirche sichtbar gemacht, die lange Zeit später in eine Bastion aus dem 16. Jahrhundert eingegliedert wurde.

Die besten Spaziergänge


Die Altstadt von Bari

Ein Bummel durch die mittelalterlichen Gassen von Bari Vecchia, der Altstadt, ist ein Fest für die Sinne. Architektonische Kleinode wechseln sich ab mit kleinen, familiengeführten Läden, Wohnhäusern und Cafés und Trattorias, die zum Verschnaufen einladen. Die Sonne brennt das halbe Jahr über heiß in Apulien, und Erholung muss sein.

Entspannung finden Besucher bei einem Spaziergang entlang der Uferpromenade. Wenn die Sonne untergeht und sich rot-gold im tiefblauen Wasser der Adria spiegelt, ist der Anblick postkartentauglich schön. Architektonisch besonders interessant ist die Promenade entlang des Abschnitts Nazario Sauro. Lebhaft geht es ein Stück weiter im Bereich Imperatore Augusto zu, der gleich außerhalb der historischen Stadtmauern liegt. Morgens legen hier die Fischer ab, und am Abend trifft sich die Jugend der Stadt.

Von der Molo San Nicola hat man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und kann zugleich den Fischern zusehen, wenn die ihre Boote für den nächsten Tag vorbereiten.

Die schönstenStrände

Mit 836 km Küstenlinie ist Apulien verwöhnt, was schöne Strände anbelangt. Bari selbst hat einen kleinen Stadtstrand namens Pane e Pomodoro - also Brot und Tomate. Aber auch der für Familien ideale Lido di Monopoli mit seinen feinen weißen Sandflächen und einsamen Buchten ist mit dem Auto nicht weit entfernt.

Die Strände von Polignano a Mare locken mit goldenem Sand, Felsen zum Klettern sowie kleinen Buchten. An den meisten Stränden finden sich auch Badeanstalten samt Snack Bars für den kleinen Hunger.

Die besten Hotels

Historischer Palazzo oder modernste Architektur? Luxushotel oder Familienunterkunft? In Bari gibt es Übernachtungsmöglichkeiten für jeden Anspruch und jedes Budget.

Ein hochmodernes Fünf-Sterne-Hotel mit Meerblick ist das Grande Albergo della Nazioni. Das Innendekor ist maritim angehaucht, und eine Dachterrasse mit beheiztem Außenpool lädt auch im Winter zum Schwimmen ein.

Das VOI Hotel Oriente verbindet eleganten Jugendstil mit dem Komfort des 21. Jahrhunderts. Eine Dachterrasse mit Bar bietet tolle Ausblicke über die Stadt.

Etwas außerhalb der Stadt ist das inmitten eines Olivenhains gelegene Metaresort Terranobile. Die Zimmer sind mit antiken Möbeln ausgestattet und verfügen zum Teil sogar über eine eigene Terrasse oder ein Stück Garten. Ein Außenpool mit Bar, Spa- und Wellness-Center sowie ein Wintergarten machen die Vier-Sterne-Villa zu einer Oase der Ruhe und des Komforts.

Die besten Restaurants

Mare e terra, Meer und Land, bestimmen auch die apulische Küche. Pasta, Olivenöl, Brot aus Altamura, Saubohnen und Kichererbsen, Artischocken und Auberginen, sowie allerlei Fleisch und Meeresfrüchte – wer sich einmal durch die ganze kulinarische Bandbreite essen möchte, muss dazu viel Zeit einplanen.

Echte Cucina Barese wird im familiären Bella Bari aufgetischt. Die Stammgäste kommen immer wieder, um Pizza und Pasta, fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte zu genießen.

Mitten in der Altstadt liegt die Osteria Le Arpie. In einem Stadthaus aus dem 17. Jahrhundert werden köstliche Variationen der traditionellen Küche aus lokalen Produkten gezaubert.

Die besten Ausflüge

Knapp 50 km von Bari liegt das Castel del Monte. Die von Stauferkaiser Friedrich II. im 13. Jahrhundert erbaute achteckige Burg aus Sandstein vereint Elemente aus der Antike, orientalischer Architektur und nordeuropäischer Gotik. Das auf einem Hügel gelegene unverwechselbare Kastell ist die steinerne Krone Apuliens. Der Parkplatz liegt rund einen Kilometer weit entfernt und bietet durch den resultierenden Spaziergang traumhafte Ausblicke auf das hellfarbige Gemäuer mit seinen allein aus unterschiedlichen Gesteinsarten integrierten Dekorationen.

Die fünf Tremiti-Inseln in der Region Peschici stehen unter strengem Naturschutz. Das ganze Jahr über bewohnt sind nur die beliebten Inseln San Domino und San Nicola. San Domino begeistert mit Wäldern aus Pinien und Aleppokiefern, die zu Wanderungen einladen, Badebuchten und vor allem Grotten mit tollen Lichtspielen. Taucher und Schnorchler werden diese Buchten besonders zu schätzen wissen.

San Nicola ist karger und schroffer. Die Hauptattraktion hier ist die Ruine einer befestigten Klosteranlage aus dem 11. Jahrhundert und die prachtvollen Fußbodenmosaike der Abteikirche Santa Maria a Mare. Mit der Fähre sind die Inseln in knapp 90 Minuten vom Festland aus zu erreichen, die Schnellboote brauchen 50 Minuten.

Eine einzigartige kühle Oase in der mediterranen Hitze ist der Foresta Umbra, der dunkle Wald in der Region Vieste. Er ist das Herz des größtenteils unter Naturschutz stehenden Parco Nazionale del Gargano. Auf elf Kilometern stehen Buchen, Ahorn und immergrüne Steineichen. Außer auf Schusters Rappen kann der Wald auch auf Mountainbikes erkundet werden.

Nur 30 km von Bari entfernt liegt das Städtchen Ruvo di Puglia. Der Weg führt durch sanftes Hügelland mit Olivenhainen, Wein-, Obst- und Gemüseplantagen und schläfrigen Gutshäusern. Die Highlights von Ruvo di Puglia sind die mittelalterliche Kathedrale Santa Maria Assunta, deren Portal von bedrohlichen Fabelwesen und gebückten Menschenfiguren gestützt wird, sowie das Museo Nazionale Jatta. In dem Museum sind kunstvolle Keramikvasen und Trinkbecher in Form von fantastischen Tierköpfen ausgestellt. Ergänzt wird die im 19. Jahrhundert von Giovanni Jatta zusammengetragene Sammlung von Spielzeug und Fundstücken der alten Griechen.

Auch Schleckermäuler zieht es hierher: Die Pasticceria Berardi im Zentrum gilt als vielleicht bester Chocolatier von ganz Apulien. Bei so vielen Genüssen für alle Sinne ist es kein Wunder, dass immer mehr Besucher der Region sich zu Stammgästen im Stiefelabsatz Italiens entwickeln.