Ihr Reiseführer für Neapel

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von Hertz - 21 September 2018

Neapel, die mehr als 2700 Jahre alte Weltstadt am Fuße des Vesuvs hat viele Gesichter. Aufwendig renovierte Palazzi und Parks wechseln sich ab mit engen Gassen und düsteren Souterrainwohnungen. Luxusgeschäfte stehen in unmittelbarer Nähe zu kleinen Familienbetrieben. Die unterirdischen Höhlen, die einen Teil der quirligen Millionenstadt durchziehen, führen in eine schon den alten Griechen und Römern bekannte Unterwelt, während sich an der Oberfläche das moderne Leben abspielt.

Dazu kommt eine unvergessliche Naturkulisse entlang des gesamten Golf von Neapel, von der sagenhaft schönen Insel Capri bis zur Amalfi-Küste mit ihren pastellfarbenen Villen, die sich an steile Hänge schmiegen.

Geschichte und Architektur 



Die Geschichte Neapels ist lang und hat ihre Spuren überall in der Stadt sowie auch in ganz Süditalien hinterlassen. Die Griechen ließen sich hier um 720 vor Christus nieder und gründeten erste Ansiedlungen. Neben ihrer Sprache und Architektur brachten sie auch ihre Philosophie mit – Neapel war damit auch kulturell bedeutend. Die Etrusker und Volksstämme aus dem Apennin folgten, und schließlich kamen die Römer. Denen sagten die Schönheit des Golfs mit seinen Inseln und der Küste, aber auch der geistige Reichtum der Siedlungen so sehr zu, dass sie prompt prächtige Villen und Thermen errichteten.

Mit dem Untergang des Römischen Reichs fiel Neapel unter wechselnde Herrschaften, verlor aber nie an Bedeutung. Im Jahr 1137 eroberten Normannen die Stadt, die schon bald einen feudal-zentralistischen Verwaltungsapparat für das gesamte Süditalien schaffen, der zunächst von den Anjou, später auch den Aragoniern bis hin zu den Bourbonen aufrechterhalten wurde. Diese regierten Neapel bis zur Nationalstaatsbildung 1861.

Das Ergebnis ist eine wunderbare Mischung aus Renaissance, Barock, Gotik und Klassizismus. Die meisten Überreste aus den Zeiten der alten Griechen und Römer sind in Museen zu sehen, aber etwas außerhalb der Stadt, im Villenviertel Posillipo, führt ein imposanter 700m langer Tunnel von der Grotte von Seiano durch das Tuffgestein des Monte Posillipo zu den Überresten eines griechischen Theaters und antiker Villen. Wer den Tunnel erkunden möchte, muss sich allerdings vorher anmelden.

In der Stadt selbst laden allerlei fantastische Gebäude zur Besichtigung nebst Zeitreise ein, von Kathedralen bis zu Katakomben und Königsschlössern.

Die besten Sehenswürdigkeiten

Bei so viel Vergangenheit fällt die Wahl schwer. Das für Karl I. von Anjou Ende des 13. Jahrhunderts erbaute Renaissanceschloss Castel Nuevo ist noch heute ein absolutes Highlight für Besucher.

Der Duomo San Gennaro aus dem 14. Jahrhundert beherbergt in seiner prunkvollen Barockkapelle die Blutreste von San Gennaro, Neapels Stadtpatrons. Zweimal im Jahr, jeweils im Mai und September, verflüssigt sich das Blut auf wundersame Weise. Unter dem Dom zeigen Ausgrabungen Reste des griechischen, römischen und mittelalterlichen Neapels. Im Dommuseum sind in wechselnden Ausstellungen die Kostbarkeiten des Domschatzes zu sehen. 

Der mit Fresken ausgemalte unterirdische Friedhof der ersten Christen befindet sich in den Katakomben von San Gennaro. Diese können ebenso wie die aus dem 5. Jahrhundert stammenden Katakomben unter der Kirche Santa Maria della Sanita besichtigt werden. Ein kleiner Knochenfriedhof unterhalb der Kirche Santa Maria delle Anime del Purgatorio ad Arco in der Altstadt rundet die Tour ab.

Lebensbejahend geht es auf den Märkten und Piazzen zu. Die Piazza Bellini gehört zu den schönsten Plätzen zum Gelato essen, Espresso trinken und den Trubel an sich vorbeiziehen lassen.

Wenn es Ihnen auf der Piazza zu heiß ist, können Sie sich in einem der vielen Museen abkühlen. Im Museo Archeologico Nazionale wird eine einzigartige Sammlung antiker Kunst und Kultur aus der Zeit vom 5. Jahrhundert vor Christus bis zum 18. Jahrhundert nach Christus gezeigt. Die meisten der Ausgrabungsfunde stammen aus der Zeiten, als die Entdeckung von Pompeji und Herculaneum unter der Asche einen wahren Archäologierausch auslöste. Zu den atemberaubendsten Funden gehören Skulpturen, Mosaike, Fresken und auch zarte Landschafts- und Porträt-Malereien aus den Villen Pompejis.

Das Museo e Gallerie Nazionali di Capodimonte ist eine der schönsten Pinakotheken Italiens. Ausgestellt wird die illustre Gemäldesammlung der Bourbonenkönige. Werke von Tizian, Mantegna, Brueghel und anderen unsterblichen Meistern reihen sich hier aneinander. Ein weiterer Höhepunkt ist ein vollständig aus Porzellan hergestellter Salon aus der Manufaktur Capodimonte. Zum Museum gehört auch ein bezaubernder Park voller Palmen, an den sich ein Wald anschließt - perfekt für Spaziergänge im Grünen.

Liebhaber zeitgenössischer Kunst kommen an den als Madre und Pan bekannten Sammlungen nicht vorbei, die in aufwändig restaurierten Palazzi in der Altstadt gezeigt werden. Zu den ausgestellten Objekten zählen Werke von Joseph Beuys, Andy Warhol, Richard Serra, Jeff Koons und Mimmo Paladino.

Die besten Spaziergänge

So verlockend Neapel im Sonnenschein auch ist, ein Abstecher in die Unterwelt ist schon fast Pflichtprogramm. Zwei Stunden dauern die Führungen durch das Napoli Sotterranea, die in einem Seitengässchen der Via Tribunali beginnen. Das ausgedehnte Labyrinth aus Tunneln, Zisternen, Vorratskellern, Kanalisationsgalerien und Höhlen wurde einst von den Griechen und dann den Römern in das Lavagestein gegraben. Die nutzten die Hügel als unterirdische Steinbrüche und aus den so gewonnenen Quadern errichteten sie die Stadt.

Das über einen kleinen Brückendamm erreichbare, auf einer kleinen Insel liegende Castel dell’Ovo ist der Stoff, aus dem Legenden sind. Vergil soll einst ein Ei in die Mauern des Kastells eingebaut haben, und die Prophezeiung des Orakels verspricht, dass Neapel so lange bestehen wird, wie das Ei heil bleibt. Unterhalb der restaurierten und zum Kongresszentrum umfunktionierten Burg liegt die ehemalige Fischersiedlung Borgo Marinari, die heute mit Cafés und Ausblicken auf exklusive Jacht- und Ruderclubs zum Bummeln einlädt.

Ein Einkaufs- oder Schaufensterbummel empfiehlt sich entlang der eleganten Galerie Umberto I, die aus dem Ende des 19. Jahrhundert stammt. Ebenfalls schick ist die im Jugendstil gehaltene Galleria Principe di Napoli.

Allgemein ist ein Bummel durch die engen Gassen der Altstadt sehr zu empfehlen. Zu den besonderen Highlights gehören die Straße der Krippenbauer in der Via San Gregori Armeno, der Garten des Klosters San Chiara mit seinen schönen Keramikbänken und die kleinen individuellen Geschäfte, die in jahrhundertealten Häusern Kunsthandwerk und Mode offerieren.

Die besten Hotels

Unterkünfte gibt es in Neapel für jeden Anspruch und jeden Geldbeutel. Mitten in der Altstadt liegt das in einem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert untergebrachte Hotel Costantinopoli 4. Das antike Mobiliar verleiht den Räumen des Vier-Sterne-Hotels besonderen Charme, und ein Schwimmbecken lädt zum Abkühlen ein.

Das Hotel Il Convento liegt im spanischen Viertel und ist aus einem Kloster aus dem 16. Jahrhundert entstanden.

Das Chiaja Hotel de Charme ist in der ersten Etage eines Palazzo untergebracht und verfügt über 27 Zimmer mit dem Flair einer Nobelwohnung.

Die besten Restaurants



Die vulkanische Erde vor den Toren Neapels lässt ungezählte Arten an Obst und Gemüse gedeihen. Dazu kommen die herrlichsten fangfrischen Fische und Meeresfrüchte, aber auch Schwein, Rind und Lamm – kein Wunder, dass die neapolitanische Küche ihresgleichen sucht. An erster Stelle stehen Tomaten, als sugo oder pommarella zur Pasta, auf Pizza und Bruschetta und im Salat.

Gaumen- und Augenschmaus verbindet das Terazza Calabritto im Chiaiaviertel. Die hausgemachte Pasta und der superfrische Fisch schmecken bei dem traumhaften Blick aufs Meer gleich doppelt gut.

Die Taverna dell’Arte im Univiertel ist nicht nur bei Studenten zum Abendessen beliebt und bietet zugleich günstige Preise.

Die besten Strände

Wer den Strandbesuch nicht gleich mit einem Ausflug verbinden will, kann in der Hafenstadt zwar keinen Vergleich mit Capri oder Ischia erwarten, aber ein paar versteckte Plätzchen für Wasserratten gibt es auch hier. Der Giuseppone al Mare besteht zwar nur aus ein paar Felsvorsprüngen, aber das Wasser ist sauber und der Ausblick auf den Vesuv ist toll.

Der Parco sommero di Gaiola ist Meeresschutzgebiet und archäologischer Wasserpark zugleich und nur einer begrenzten Zahl von Besuchern pro Tag zugänglich. Wer kein Glück hat, muss stattdessen mit dem normalen Strand vorliebnehmen, doch auch der ist den Besuch wert.

Marechiaro am Monte Posillipo war einst dank des Ausblicks auf Vesuv, Golf und Inseln einer der Hotspots für italienisches Dolce Vita und ist noch heute vor allem im Sommer ein heißbegehrter Treffpunkt.

Die besten Ausflüge

Ein absoluter Höhepunkt ist eine Fahrt auf der gewundenen Straße entlang der Amalfi-Küste, die als göttliche Küste seit Jahrhunderten von Dichtern zelebriert wird. Leihen Sie sich dazu einfach einen Mietwagen in Neapel. Der marineblaue Golf von Salerno, darüber der goldene Sommer am wolkenlosen azurblauen Himmel, Orangenhaine und Zitronenbäume, dazu an die Felsen geklebt wirkende Häuser – der Anblick wird nie alt. Schon Goethe war von der Gegend bezaubert, und zumindest ein Tagesausflug ins malerische Positano, dem Juwel der Amalfi-Küste, darf auf dem Urlaubsprogramm nicht fehlen.

Hollywood-Stars zieht es schon seit Jahrzehnten nach Positano, dem ehemaligen Fischerdorf mit der Traumaussicht auf den Golf von Salerno. Humphrey Bogart und Lauren Bacall hatten hier eine Villa, Pablo Picasso kam her, Lilli Palmer und Rex Harrison begrüßten Greta Garbo sowie den aus Liebe abgedankten britischen König, der daraufhin nur noch Herzog von Windsor war.

Auch Pompeij, die dem Vesuv zum Opfer gefallene Stadt aus der Antike, liegt in der Nähe von Neapel und eine Fahrt dorthin ist ein einzigartiges Erlebnis. Ausgrabungen und Museen gewähren einen Einblick in das Leben der Einwohner, die von dem Vulkanausbruch im Jahr 79 nach Christus überrascht wurden. Erst im 18. Jahrhundert wurde die unter der Vulkanasche fast vollständig konservierte Stadt wiederentdeckt.

Die Ausgrabungsstätten werden durch die Porta Marina betreten, und schon ist der Besucher beim Tempel der Venus und des Apollon, beim Forum, an dem Tempel und Märkte liegen, der Basilika und dem Versammlungsraum. Das Theaterviertel, Wohnhäuser, sogar das Amphitheater mit Platz für 20.000 Menschen sind zu bestaunen. An die Tragödie, die sich hier abgespielt hat, erinnern Vitrinen mit Gipsformen von Lava und Ascheregen getöteter Männer, Frauen und Kinder. Einige Gebäude können nur nach Anmeldung besichtigt werden.

Was wäre ein Urlaub in Neapel ohne einen Ausflug auf die Insel Capri? Angelegt wird in Marina Grande. Von hier geht es zu Fuß über eine Treppengasse bis hinauf in den eigentlichen Kern der Insel. Bequemer ist der Aufstieg mit der Standseilbahn. Oben angelangt, ist die Piazetta Umberto I mitsamt ihren Cafés das erste Ziel. In den mediterranen Gassen reihen sich luxuriöse Hotels, Geschäfte und Gastronomiebetriebe aneinander.

Ein Besuch in der weltberühmten Blauen Grotte ist schließlich ein Muss. Sie ist nur per Boot zu erreichen, aber allein schon die tollen, durch Lichtfilterungen Farbreflexe sind die Mühe wert, so wie in und um Neapel überall Lohnenswertes auf Erkundung wartet.