Ihr Reiseführer für Nizza

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von Hertz - 11 September 2018

Azurblaues Wasser, kilometerlange Strände, eine Altstadt wie aus dem Bilderbuch, Stars aus aller Welt, dazu ein mildes, sonnenverwöhntes Klima – Nizzas Charme zieht Jahr für Jahr Besucher in seinen Bann. Doch das Juwel an der Côte d’Azur ist nicht nur in der Hochsaison einen Urlaub wert.

Vor allem außerhalb der Festspielzeit lassen sich mit einem Mietwagen in Nizza versteckte Attraktionen für Alleinreisende und Familien, Kunstliebhaber, Naturfreude, Aktivurlauber und Ruhesuchende entdecken.

Geschichte und Architektur 

Das warme, beständige Klima und die Lage am Mittelmeer hat Nizza schon in grauer Vorzeit zu einem begehrten Siedlungsort gemacht. Die ältesten Ausgrabungsfunde werden auf eine Million Jahre datiert, aber die eigentliche Geschichte beginnt 350 v. Chr., mit den Griechen, die hier eine Handlungssiedlung gründeten.

Nach den Griechen kamen die Römer, dann die Ostgoten, die Franken und die Sarazenen. Als all die Fremdherren der Vergangenheit angehörten, entschied sich die blühende Stadt, sich statt Frankreich dem italienischen Grafen von Savoyen zu unterstellen. Auch das hat dazu beigetragen, dass aus der abwechslungsreichen Geschichte der Stadt kaum noch Altbauten aus der Zeit vor dem Barock dem Wechselfall standhielten.

Erst 1860 entschied sich Nizza für Frankreich und gegen Italien, was für den lebensnotwendigen Anschluss an das französische Eisenbahnnetz sorgte. Hochadlige wie Königin Victoria und ihre Familie, aber auch der russische Zar samt seiner Verwandtschaft, verbrachte hier so manchen langen Sommer.

Um den Ansprüchen der edlen Gäste zu genügen, entstanden Luxusvillen und Prachtbauten im den verschiedensten Stilen. Viktorianische, russische und barocke Bauten stehen in nächster Nachbarschaft zu Art déco, Belle Epoque und Jugendstilvillen.

Die besten Sehenswürdigkeiten

Wer Nizza entdecken will, fängt am besten in der Altstadt an. Die Ende des 17. Jahrhundert vollendete barocke Kathedrale Saint Reparate ist Nizzas Schutzheiliger gewidmet. Drei verschiedene Architekten zeichnen auch verantwortlich für den üppig mit Stuck und Fresken verzierten Innenraum, den aus Marmor gemeißelten Altar, Kanzel und Balustraden sowie die gedrehten Säulen, die bis ins Dachgewölbe ragen.

Kultur pur erleben Sie in der Opera Nice, die bis ins Jahr 1776 zurückgeht. Damals stellte die Marquise Alli-Maccarani ihr Wohnhaus für den Umbau in ein Theater zur Verfügung. 1826 wurde aus dem ersten Theater eine Oper im italienischen Stil gemacht. Noch heute sitzt das Publikum in üppigen roten Samtsesseln unter einer Decke, von der riesige Kristalllüchter hängen, um sich eine Oper, ein Konzert oder eine Ballettaufführung anzusehen. Karten für die Vorstellungen sollten allerdings vorab gekauft werden.

Für Liebhaber klassischer Musik ist der Palais Lascaris ein Muss. Der mit mythologischen Fresken, Skulpturen und Säulen reich verzierte Adelspalast aus dem 17. Jahrhundert beherbergt das Musée de la Musique mit einer der bedeutendsten Sammlungen alter Musikinstrumente in Europa.

Mitten hinein in die Gegenwart geht es mit dem Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain. Das aus vier mit Glasbrücken verbundene Marmortürmen bestehende Museum ist der amerikanischen und französischen Avantgarde von den 60er-Jahren bis heute gewidmet. Auf dem Vorplatz stehen Skulpturen von Niki de Saint Phalle, Alexander Calder und Max Cartier. Der Eintritt ist kostenlos.

Nizzas Vergangenheit wird im Théâtre de la Photographie et de l’Image illustriert. Zu den festen Ausstellungen gehören die Werke des Fotografen Charles Negre, dessen 40 erhaltene Aufnahmen aus dem 19. Jahrhundert die Stadt in ihren Anfängen als Touristenort zeigt. Wechselnde Ausstellungen sowie klassische und moderne Konzerte ergänzen das Programm. Der Eintritt ist ebenfalls kostenlos.

Häuserfassaden in Nizza

Etwas außerhalb der Stadt befindet sich das Observatoire de Nice, das eines der größten Fernrohre der Welt mit einer Länge von 18m und einem Durchmesser von 76cm beherbergt. Die riesige mobile Kuppel wurde von keinem geringeren als Gustave Eiffel entworfen. Das denkmalgeschützte Observatorium spielte eine wichtige Rolle in den Anfängen der Astronomie und wird noch immer zu Forschungszwecken eingesetzt. Zudem bietet der Park rund ums Observatorium einen fantastischen Blick auf die Stadt und die Baie des Anges.

Das Musée Matisse im Stadtteil Cimiez ist dem Schaffen des französischen Künstlers gewidmet. Neben Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen sind hier auch kostenlos Fotografien und Gegenstände aus Henri Matisses Privatsammlung zu besichtigen.

Die besten Aktivitäten

Nizza ist ein Paradies für Wassersportler, und wenige Clubs können es an Prestige mit dem 1883 gegründeten Club Nautique de Nice aufnehmen. Matisse, Eiffel, aber auch König Alfons XIII. von Spanien waren hier regelmäßig aktiv. Aus dem ursprünglichen Jachtclub ist inszwischen auch ein Ruder- und Segelclub geworden. Der Club bietet regelmäßig Schnupperkurse im Rudern und Segeln an. Das Mindestalter für Kinder beträgt sieben Jahre.

Der Colline de Chateau, der Schlosshügel, bietet trotz seines Namens zwar nicht einmal mehr eine Schlossruine, dafür aber den wohl besten Panoramablick auf die Stadt. Hinaus geht es zu Fuß oder mit einem Lift. Grüne Hügel, blaues Meer, und pastellfarbene Häuser in Gelb, Rosa, Blau, zartem Grün und kräftigem Ocker ergeben ein unvergessliches Bild.

Wasserfans finden hier Jetski- und Wasser-Scooter und können surfen, tauchen, parasegeln und paragliden. Diverse Schulen bieten dazu Unterrichtsstunden an.

Die besten Hotels

Das wohl berühmteste Hotel von Nizza ist das Negresco. Die Gästeliste des prunkvollen Hotelpalastes mit seiner von Gustave Eiffel entworfenen Kuppel liest sich wie ein Who is Who der vergangenen 100 Jahre. Hochadel und Geldadel, Stars und Sternchen steigen hier ab.

Der Le Petit Palais war einst die Residenz des Theaterautors Sacha Guitry. Heute ist es eine der schönsten Unterkünfte der Stadt und hat die Auszeichnung „Relais de Silence“ für ruhige Hotels bekommen.

Das 1880 eröffnete Hotel Westminster bietet Luxusunterkünfte nur ein paar Schritte von der legendären Promenade des Anglais entfernt.

Sollte das Budget etwas kleiner sein, ist das ebenfalls kein Problem. Das Hotel Saint Georges verfügt über bequeme Zimmer und einen kleinen, schattigen Garten.

Die besten Restaurants

Nizza ist ein Paradies für Gourmets. Die typisch französische Küche ist hier durch italienische und provenzalische Einflüsse stark geprägt. Regionale Spezialitäten sind als „Cuisine Nissarde“ bekannt und ihr Markenzeichen ist das Schild mit einer Frau in der traditionellen Nizza-Tracht. Die Gerüche von petits farcis (mit Hack gefüllte Tomaten, Auberginen und Zucchini), raviolis nicoise und pissoladiere (Zwiebelkuchen mit Sardellen und Oliven) füllen die Bistros und Restaurants der Stadt.

Petit Farcis aus Nizza

Vor allem bei jungen Leuten ist die Brasserie Sud beliebt, die sich nebst zahlreichen anderen Cafés an die Rue Felix Faure reiht. Im L’Ane Rouge finden Sie eine Sterneküche, die ebenso liebevoll fürs Auge wie für den Magen zelebriert wird.

Fischspezialitäten von der Jakobsmuschelpfanne bis zum Hummerrisotto werden im Bistrot des Viviers serviert. Tradition und Lebensgefühl vereinen sich im Coco-Beach. In dem 1936 eröffneten Restaurant mit Meerblick hat schon Picasso gespeist. Auf der Karte stehen außer Fischgerichten auch regionale Spezialitäten und Weine.

Die schönsten Strände

Bei sieben Kilometern allerdings zum Teil steinigem Strand, 15 Privatstränden und 20 öffentlichen Stränden haben Nizza-Urlauber die Qual der Wahl. Für Sicherheit sorgen Strandwacht und Bademeister, und die Wassersportbereiche sind abgegrenzt. Die blaue Umweltflagge garantiert die Wasserqualität.

Besonders bei Familien mit Kindern ist der Plage Miami Beach an der Promenade des Anglais beliebt. Außer Sand zum Burgen bauen besitzt er einen Spielplatz für den Nachwuchs und ein Petanquefeld für die Erwachsenen.

Der Plage de Centenaire und der Plage de Carras besitzen speziell gestaltete Zugänge für Körperbehinderte. Etwas weiter weg, aber die Anfahrt wert, ist der blendend weiße Paloma Beach auf Saint-Jean-Cap-Ferrat. Hier tummeln sich auch Promis – die Hälfte des Strandes ist privat, die andere Hälfte ist für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die besten Spaziergänge

Ein absolutes Muss ist ein gemächlicher Bummel entlang der acht Kilometer langen Promenade des Anglais. Vorbei an Urlaubern an den Stränden, Hotelpalästen aus den Tagen der Belle Epoque und des Art déco findet sich hier das durch Postkarten und Filme berühmt gewordene Bild der Stadt. Ein Abstecher ins legendäre Negresco auf einen Espresso oder ein Glas Wein in der Karussellbar mit den Holzpferden lohnt sich schon allein wegen des unvergleichlichen Ambientes.

Der Weg hoch auf die Colline de Château ist steil, aber dafür endet er in einer grünen Oase. Unterwegs soll hier einst Königin Victoria der Hut davongeweht sein, und Friedrich Nietzsche hat bei Wanderungen Inspiration gesucht. Auf dem halbkreisförmigen Balkon, einem breiten Weg, liegt einem die gesamte Stadt zu Füßen. Eine riesige Sonnenuhr auf dem Boden gibt mithilfe des eigenen Schattens die Zeit an, die hier allzu rasch vergehen kann. Unterhalb der Friedrich-Nietzsche-Terrasse rauscht ein im 19. Jahrhundert künstlich angelegter Wasserfall, der abends sanft beleuchtet wird.

Einer der Fußwege bergab führt entlang der Allee Francois Aragon zu den Friedhöfen. Unter anderem sind auf dem katholischen Friedhof Gaston Leroux, Autor des „Phantom der Oper“, Automobilpionier Emil Jellinek samt Familie und Giuseppe Garibaldi zur letzten Ruhe gebettet.

Noch weiter hinunter geht es nordwärts ins Antiquitätenviertel mit seinen ungezählten kleinen und großen Läden voller Trödel und Schätzen.

Ein Bummel durch die Altstadt und über den Cours Saleya sorgt für etwas andere Unterhaltung: Frische Blumen, Obst, Gemüse, Käse und Oliven ziehen vor allem die Einheimischen an. Dies ist das ursprüngliche, alltägliche Nizza. Matisse sagte es so sehr zu, dass er mehrere Jahre lang an der Ostseite des Platzes lebte und malte.

Die besten Ausflüge

Wie Juwelen in einer Kette schmiegen sich kleinere und größere Städte an die Baie des Anges, die Engelsbucht. Mit dem Auto sind auch das Fürstentum Monaco oder auf der anderen Seite Italien rasch erreicht, und im Norden Nizzas laden Bergdörfer und Weinanbaugebiete zu Entdeckungstouren ein.

Zu den kürzesten Touren gehört eine Fahrt auf der kurvenreichen Küstenstraße zum Cap Ferrat. Zwischendurch bietet sich ein Stopp im malerischen Fischereihafen Villefranche an. Der Cap Ferrat war einst eine verwilderte Halbinsel, ehe der belgische König Leopold II. einen Großteil des Geländes erwarb und zahlreiche Villen bauen ließ. Vor allem mit Kindern lohnt sich auch ein Besuch des hiesigen Zoos Parc Cap Ferrat.

Ein Juwel auf dem Cap ist die Villa Ephrussi de Rothschild, die heute eine bedeutende Kunstsammlung inklusive Gemälden und Möbeln aus Mittelalter und Renaissance beheimatet. Die auf sieben Hektar angelegten Themengärten verlocken zu einem ausgedehnten Bummel.

Rund 20 km von Nizza entfernt lädt Monaco zu einem Abstecher ein. Jachthäfen, das Casino von Monte Carlo und die Formel-1-Rennstrecke prägen noch heute das Image des kleinen Fürstentums. Auch Naturliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. In der Stadt gibt es zahlreiche Parks und öffentliche Gärten inklusive dem Jardin Exotique mit seinen Pflanzen aus aller Welt. In der Nähe des auf einem Hügel gelegenen Fürstenpalastes der Familie Grimaldi befindet sich zudem ein Ozeanographisches Museum, in dem etwa 4000 Fischarten leben.

Die Grimaldis haben überall entlang der Küste ihre Spuren hinterlassen, wie etwa in Antibes. Die rund 23 km von Nizza entfernte Stadt ist berühmt für ihren Jachthafen, in dem die größten und teuersten Jachten der Welt vor Anker gehen. Außerdem lohnt sich ein Besuch des im 12. Jahrhundert erbauten Chateau Grimaldi. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs besaß Pablo Picasso in dem Palast vorübergehend ein Atelier. Die Bilder, die er der Stadt überließ, bilden den Grundstock für ein Picasso-Museum.

Auf den Spuren berühmter Maler geht es mit dem Auto ins Hinterland. Nur rund 22 km von Nizza entfernt liegt das Bergdorf St-Paul de Vence. Mit seinen engen Gassen, dem obligatorischen Boule-Platz und einem unverwechselbaren Blick übers Meer zog der kleine Ort die Großen der Malerei in ihren Bann. Matisse, Chagall, Renoir, Signac, Dufy – sie alle kamen und malten. Bis heute hat sich Saint-Paul de Vence der Kunst verschrieben.

Eine andere Art Leinwand hat Cannes weltberühmt gemacht. Rote Teppiche werden hier Jahr für Jahr bei den Filmfestspielen für die Superstars der Filmwelt ausgerollt. Außerhalb der Festspiele ist die Stadt ruhiger, aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Filmreife Kulissen sowie magische Momente lassen sich in kurzen Autotouren in der ganzen Gegend finden.